Wien, 11. April 2025

Am Donnerstag, dem 10. April 2025, versammelten sich rund 230 Personen – darunter Eltern, Kinder, Omas, Opas, Pädagog:innen sowie die Initiativen “Bessere Schule Jetzt” und “Schule Brennt” am Minoritenplatz, um für eine inklusive Bildungspolitik einzutreten. Anlass der Demonstration ist die als “Verlegung” getarnte Schließung der inklusiven Volksschule Lernwerkstatt Wien West (LWWW) im 17. Bezirk – ein Vorzeigeprojekt mit sprachheilpädagogischem Schwerpunkt und Mehrstufenklassen, das ohne gleichwertige Alternative im Grätzl in den nächsten 4 Jahren abgebaut und “ausgedünnt” werden soll.

Im Wahlkampf für Inklusion – in Realität wird abgebaut
Die Stimmung der Demonstration war friedlich, kreativ und entschlossen. Es gab Musik, Kinderaktionen und viele berührende persönliche Botschaften. Was alle verband: Der gemeinsame Protest gegen eine Bildungspolitik, die Inklusion zwar verspricht, aber im nächsten Atemzug wieder abschafft.

Die Vorgehensweise seitens der Politik im Falle der LWWW wird von Eltern scharf kritisiert. Robert Kases, Vater und Elternverein-Obfrau Stv. wird deutlich: “Die politisch Verantwortlichen der Stadt – allen voran Bürgermeister und Bildungsstadträtin – sehen tatenlos dabei zu, wie ein bewährtes und inklusives Schulmodell im 17. Bezirk von weisungsgebundenen Verwaltungsorganen ohne echte Alternative geschlossen wird. Währenddessen werben sie im Wahlkampf um das Vertrauen und die Stimmen von Eltern und Familien. So sieht Bildungspolitik in Wien derzeit aus: In Sonntagsreden wird Inklusion versprochen, im Alltag wird sie abgebaut – und die demokratische Mitbestimmung bleibt auf der Strecke.”

Inklusion braucht Mitsprache, Beziehung und Haltung
Demonstriert wurde auch gegen eine Bildungspolitik, in der Verwaltungslogik über Pädagogik gestellt wird und Mitsprache durch Alternativlosigkeit ersetzt wird.
Eine Pädagogin erklärt, worauf es in ihrer inklusiven Arbeit ankommt: “Bildung und Inklusion brauchen Beziehungen und eine stabile, sichere Lernumgebung. So etwas wird über viele Jahre mit viel Engagement aufgebaut. Eine verantwortungsvolle Bildungspolitik sollte diese gewachsenen und standortspezifischen Inklusionsorte erhalten und bestärken, statt sie abzubauen und zu verlegen.”

Was wir derzeit erleben, ist keine inklusionsorientierte Bildungspolitik.
Trotz der Verpflichtung Österreichs gemäß Artikel 24 der UN-Behindertenrechtskonvention, ein inklusives Bildungssystem zu schaffen, zeigt z.B. der Unabhängige Monitoringausschuss der Republik Österreich in seinem Bericht 2023 erhebliche Defizite auf. Statt inklusiver Entwicklung wird das separierende Sonderschulsystem weitergeführt – teils sogar ausgebaut. Wien stellt dabei das Schlusslicht ganz Österreichs dar.

Es fehlt an Barrierefreiheit, Ressourcen und vor allem an echter Beteiligung der Betroffenen. Doch ein inklusives Bildungssystem braucht genau das: Mitgestaltung, ausreichend finanzierte Strukturen und das klare politische Bekenntnis, dass alle Kinder gemeinsam lernen sollen – nicht getrennt.

Nataschka Mitschka, eine demonstrierende Mutter meint dazu: „​Es ist enttäuschend, dass so wenig Ressourcen und Bemühungen in erfolgreiche Inklusionsmodelle fließen. Ich möchte auch nicht, dass mein Kind aufgrund seiner Behinderung in eine separate Sonderschule abgeschoben wird. Inklusives und gemeinsames Lernen ist für alle Kinder wertvoll. Und nochmal für die Politik: Inklusion ist kein Luxus, sondern ein grundlegendes Recht jedes Kindes.“​

Und dass wir grundsätzlich alle von möglichst früher Inklusion profitieren, bringt Manuela Fröhlich auf den Punkt: „In meiner über 40jährigen Schul- und Berufslaufbahn hatte ich nie behinderte Kolleginnen oder Kollegen. Wenn die Inklusion nicht schon in der Kindheit beginnt, setzt sich das im Leben fort. Das Miteinander muss „normal“ werden. Ein Abbau der Inklusion in Schulen ist der falsche Weg!“

Liebe Bildungspolitik, es gibt also einiges zu tun. Wir hoffen ab nun auf Taten statt leeren Versprechungen.

Download PDF

Auf die Schultafel einschauendes Schulkind: "Eure Lösung ist mein Problem!"

Alle Details dazu →hier!

Inklusion braucht Planung, Mitsprache, Haltung.

Nicht Ausreden. Nicht Auslagerung. Nicht Absonderung.